1984

8. August 2007

Nach dem Lesen dieses Textes kam mir als alten Befürworter des größtmöglichen Datenschutzes die Idee, einen oder mehrere Tage (eine Woche?) lang genau gegenteilig zu handeln, wie es die fiktive Person in dem Artikel tut. Soll heißen, so gut es geht die Datenüberwachung bzw. -speicherung zu umgehen, was dann Folgendes bedeuten würde:

– Kein Telefonieren oder Schreiben von SMS
– „Vermummung“ gegen Kameraüberwachung mittels Sonnenbrillen, Mundschutz und vielleicht einer Mütze (im Sommer etwas hart, darum eher was für den Winter)
– Keine Bezahlung per Kredit- oder Bankomatkarte
– Keine Autofahrten
– Bankgeschäfte sind tabu, höchsten Geldabheben beim Bankomaten
– Keine Verwendung von Suchmaschinen (insbesondere Google, so gut sie auch ist), Proxys und Filter beim Surfen benutzen.

Anhand der Liste merkt man schnell, wie eingeschränkt man in seinem Handeln ist, wenn man seine Daten wildfremden, unbekannten Personen eigentlich nicht ohne Weiteres aushändigen möchte. Manchen mag das egal sein, viele leben nach der „Ich hab eh nichts zu verbergen“-Mentalität – ich aber halte Datenschutz für ein wichtiges Thema, gerade in Zeiten von Internet und der allgemeinen Schnellverbreitung von Inhalten über diverse Medien (was jetzt keine generell Kritik am Internet oder an modernen Medien sein soll).
Immerhin kann kaum einer wissen, wohin das führen soll – und eine Dystopie, in der wir wirklich alle „gläsene Bürger“ sind, die vom Staat auf Schritt und Tritt überwacht werden (und diesem somit auch das Einschreiten in den privaten Bereich ermöglicht), scheint mir gar nicht so fern. Denn jeder, der sich ein wenig informiert, wird wohl wissen, was unter dem Deckmantel der „Terror- und Verbrechensbekämpfung“ mittlerweile auch rechtlich durchgeht – Bundestrojaner in Deutschland und biometrische Daten im Reisepass sind da wohl nur ein Anfang.

Apropos Biometrik: Wenn bis spätestens 2009 auch der Fingerabdruck in allen EU-Pässen auf Chip gespeichert werden soll, inwieweit beeinträchtigen dann Verletzungen auf den Fingerkuppen dann die Abfrage dieser Abdrücke? Neben meinen ohnehin schon vorhandenen Einkerbungen von Gitarren-Stahlsaiten wäre eine weiterführende „Bearbeitung“ eine Überlegung wert…